Kunstexkursionswoche der Kl. 12

Die „Kunstwoche“ der 12. Klasse

Zunächst hatten wir uns das anders vorgestellt: eine Woche Venedig – Bellini, Tizian und Tintotetto satt, mit günstiger Übernachtung auf dem Campingplatz – doch die jüngsten Energiepreisentwicklungen haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht – nun heißt es Ausgaben begrenzen statt Extras mitnehmen. Denn niemand soll wegen knapper Mittel zurückbleiben müssen. Den Zweck des Ganzen brauchten wir uns dennoch nicht nehmen lassen. Also wurde es eine Kunst-Intensivwoche mit Exkursionen in der Region. Auch in unserer Umgebung gibt es Kunst und Architektur, die begeistern kann und Erlebnisse generiert.

So haben wir in drei Themen gearbeitet – Wahrnehmen und Zeichnen das eine – treffend wiedergeben, was vor Augen steht, ist ein Trainingsfeld; durch stetes Üben schärft sich der Blick, gewinnt man Übersicht und Genauigkeit. Am Montag, wo die Museen alle zu sind in Deutschland, reichte ein kurzer Weg zum nächst gelegenen Freilichtmuseum – dem Museumsgräberweg im angrenzenden Friedhof. Dort haben wir eine Grabskulptur aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts gezeichnet; Mit guter Konzentration war das sehr erfolgreich und vielversprechend für die kommenden Aktivitäten. Das Zeichnen war von da ab ein fester Bestandteil der Exkursionen.

Am zweiten Tag ging es in die alte Kunst, um sich die klassischen Stilphasen der Malerei einzuprägen – Romanik, Gotik, Renaissance und Barock; typische Werke haben wir in der Stuttgarter Staatsgalerie betrachtet, nachdem Tags zuvor schon per Diaschau ein Überblick gegeben wurde. Für mehrere Schüler war dieser Ausflug der erste Besuch in einem Kunstmuseum. Die Staatsgalerie hat bedeutsame und ausdrucksstarke Originalgemälde aus süd- wie nordeuropäischer Herkunft.

Den Mittwoch verbrachten wir in Schwäbisch Gmünd, dort gibt es zum einen zwei eindrucksvolle Kirchenbauten aus der Romanik und Gotik, sowie mit dem „Prediger“ ein Museum mit guten Werken des 19. Jahrhunderts, was unser Verständnis dieser Kulturphase fördern konnte.

Der Donnerstag diente dem Verständnis der Spielarten der klassischen Moderne, dazu ging es erneut nach Stuttgart in die Staatsgalerie; hier haben wir die „Ismen“ betrachtet, die unsere Kunstbegriffe prägen: Realismus, Impressionismus, Expressionismus und Surrealismus.

Und zum Schuss fuhren wir am Freitag nach Ulm, um neben dem Münster die Sammlung Weißhaupt zu besuchen, wo Werke der 1960er Jahre und später zu sehen waren.

So kamen wir einmal in der Kunst herum, wurden mit Phänomenen gefüttert, sicher auch hie und da überfordert – aber das gehört zu einer Exkursion: eine Fülle zu sehen, aus der sich in der Folge das für jede Wesentliche herausfiltern soll in der Verarbeitung und im Nachklingen.

Das Thema des Kurses zur Vorbereitung der Fachhochschulprüfung ist eine Auseinandersetzung mit dem Menschenbild, die die SchülerInnen in einer individuellen Weise leisten sollen. Es geht also darum, den eigenen Zugang zu diesem weiten Feld zu finden; und idealerweise etwas zu leisten, was vom eigenen Herzen kommt, aber auch einen eigenständigen gültigen Gestaltungsansatz zum Thema vorführt – auf dem Niveau von Schule.

Mit unserer Intensivwoche haben wir einen guten Schritt der Orientierung getan; im Weiteren werden wir viel praktisch erproben, forschen, experimentieren. Aber genauso am Handwerklichen des Faches üben, die Proportionsregeln des menschlichen Körpers und Gesichts einprägen und über die Wochen größere Sicherheit gewinnen beim Abbilden der menschlichen Gestalt.

Hermann Dölger, Kunstlehrer