„Frühling“ in der Waldorfschule
Das Wetter bescherte zwar noch keine Frühlingsgefühle, aber dennoch fanden viele Besucher am vergangenen Samstag den Weg in die Geislinger Waldorfschule. Die einen kamen vielleicht gerade deshalb, um den Frühlingsbazar zu besuchen, die anderen informierten sich über das pädagogische Schulprofil und viele nahmen gleich beides mit.
Die Veranstaltung begann bereits morgens mit Vorführungen aus dem Unterricht. Gleich zum Auftakt intonierte das musikalische Schulensemble das Menuett aus der Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel. Auch das gesprochene Wort kam nicht zu kurz, so wurden klassische Gedichte rezitiert und ein kleiner Sketch aus dem Russischunterricht aufgeführt – auf Russisch!
Gleich in der Einführung erfuhren die Zuhörer einige der wesentlichen Unterschiede zwischen der an der Schule praktizierten Waldorfpädagogik und der sonst üblichen Schulbildung: Waldorfpädagogik sei zum einen in besonderem Ausmaß auf die Entwicklungsschritte des Kindes ausgerichtet – und zwar nicht nur im Bereich des Faktenlernens, sondern auch was Kunst und Körperbewegung anbelangt. Darüber hinaus wird ein wesentliches Augenmerk auf Lernerkenntnis durch praktische Erfahrung gelegt, sei dies durch geometrisches Vermessen der Landschaft im Mathematikunterricht oder Arbeit mit Pflanzen in der Biologie. Nicht zuletzt runde eine große Anzahl von Praktika das Schulspektrum ab. Hierdurch lerne der Schüler nicht nur „die Welt da draußen“ kennen, sondern habe am Ende seiner Waldorfschulzeit so viel Erfahrungen in verschiedenen Berufen gemacht, dass er genau wisse was er wolle und keinen Fehlstart ins Berufsleben erleide.
Den ganzen Tag über fanden Vorträge zu verschiedenen Schulfächern und Aspekte der Waldorfpädagogik statt, konnten Schülerarbeiten besichtigt und mit Lehrern individuell gesprochen werden.
Wie auch im letzten Jahr war der gleichzeitig stattfindende Frühlingsbazar sehr abwechslungsreich gestaltet. Die aus Schülermüttern bestehende Kreativwerkstatt hatte passend zur Jahreszeit Osterhasen und verschiedenen Materialien wie Filz oder Holz, Näharbeiten und aufwändig gefertigte Puppen hergestellt. Bei der „Zeit-Raum-Gruppe“ fanden die Besucher Naturkosmetik wie selbst gemachte Varianten von Badesalz oder Salben und andere Kosmetika aus Naturmaterialien. Vertreten waren auch die SMV, die Schokoladenfrüchte und Hefegebäck im Angebot hatte sowie der im Aufbau befindliche Schulsanitätsdienst, bei dem mit buntbesticktem Stoff umhüllte Kühlpacks und Kissen mitgenommen werden konnten. Gern gesehene Gäste waren Klara Maier, die Hand gestrickte Socken im Rahmen ihres Projekts „Socken für die Welt“ anbot. Damit unterstützt sie humanitäre Hilfsaktionen ihrer Tochter. Der Verein „Lebenshilfe Geislingen“ bot unter anderem stil- und farbenfrohe Holz- und Sägearbeiten an und Imker Wolfgang Pfau selbst gesammelten Honig in Demeter-Qualität.
Auch für das leibliche Wohl war gesorgt: Rote Würste waren ebenso im Angebot wie Waffeln, Kaffee und Kuchen. Und während sich die Eltern dann bei einer Tasse Cappuccino entspannen konnten, hatten die ganz Kleinen die Möglichkeit, bunte Gegenstände zu filzen oder aus Stoffresten individuelle Schlüsselanhänger zu fertigen.
Der Veranstaltungskreis äußerte sich sehr erfreut über Besucherzahl und Resonanz und versprach, die Veranstaltung im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder durchführen zu wollen.