Jetzt auf eigene Stärken besinnen

Leserbrief zu: „Geislinger Waldorfschule scheidet aus dem Verbund aus“ der Geislinger Zeitung vom 12.05.2022

Anlass des Artikels zur Geislinger Waldorfschule war ein offener Brief von Holger Schrag – auch an die Zeitung. Anlass: die Schule ist nicht mehr Mitglied im Bund der Waldorfschulen. Intention: öffentlich zu machen, dass da was so schief läuft, dass man einen kritischen Blick darauf werfen sollte. Die Redaktion hat recherchiert und der Schule die Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben. Danke für den sachlichen und um Objektivität bemühten Artikel! 

Die Frage, ob die Geislinger Waldorfschule aus dem Bund der Waldorfschulen ausgetreten sei oder ausgeschlossen wurde, ist müßig und grenzt an das Niveau kindischer Rechthaberei. Fakt ist, dass es seit langem wenig Einvernehmen und eine schwierige Kommunikation gab, bei der Erwartungen beiderseits nicht erfüllt wurden. An solcher Stelle stellt sich immer die Frage, ob eine Zusammenarbeit noch förderlich und stimmig ist. Diese hat sich nun beantwortet. 

Die freie Schule St Michael arbeitet nach den pädagogischen Prinzipien Rudolf Steiners, des  Begründers der ersten Waldorfschule in Stuttgart. Es existieren in Baden Württemberg mehrere Schulen mit diesem Konzept, die nicht Mitglied im Bund der Waldorfschulen sind. Manche haben von vorn herein auf eine Mitgliedschaft verzichtet, erlebten von dort kein Vertrauen und Verständnis. Da der Bund den Namen „Waldorf“ hat schützen lassen, können sich Initiativen, die nach Steiners Pädagogik arbeiten, nicht ohne die Genehmigung des Bundes Waldorfschulen nennen. Diese Pädagogik zu betreiben ist die Freie Schule St Michael aber weiter frei – und unbedingt gewillt.

Für die Schule bedeutet der gegebene Punkt einen Impuls zur inneren Neubegründung, sich zu besinnen, was eigene Stärken sind. Zum Beispiel wird die Schule die Tierpädagogik noch mehr in den Fokus rücken – welche Schule hat schon eine eigene Esel- und Ziegenherde, unterrichtet auch mal ganze Tage auf der Weide? Es geht schließlich um die Kinder, die hier zur Entfaltung und Stärkung ihrer Persönlichkeit den Pädagogen anvertraut sind. Diese haben Eltern, welche hinter ihrer Schule stehen und sich diese Pädagogik wünschen. 

Zweifelsohne hat die freie Schule St Michael selbst keine leichte Jugend – Rückschläge und Krisen haben immer wieder die Entwicklung beeinträchtigt. Dem zum Trotz gestalten die Mitglieder der Schulgemeinschaft engagiert an einer positiven Zukunft für die Schule. Dafür ist auch ein positives Umfeld vonnöten, auf das sie weiter hoffen. Die Grundhaltung unseres Bürgermeisters Dehmer, der im Angebot einer alternativen Schule einen Gewinn und Vorteil erkennt, gibt an dieser Stelle Zuversicht.

Hermann Dölger, Lehrer an der Schule